Rectusdiastase – Wenn der Bauch nicht gehen will

In der Schwangerschaft wächst das Baby und der Bauch. Damit genug Platz für das Kind vorhanden ist, weichen die geraden Bauchmuskeln (M.rectus abdominis) auseinander, werden dünner und verlängern, die Linea Alba dünnt aus und in der Mitte entsteht ein Spalt = Rectusdiastase.

Nach der Schwangerschaft sollte sich alles wieder zurückbilden und sich also auch die Rectusdiastase wieder schließen. Wie schnell dies geht ist abhängig davon, ob gestillt wird, wie man sich im Alttag bewegt und welche Vorbelastungen schon da waren und wie gut die Rückbildung nach voran gegangenen Schwangerschaften war.

Schließt sich der Spalt nicht mehr, spricht man von einer persistierenden (bleibenden) Rectusdiastase. Durch sie entsteht ein hoher abdomineller Druck im Bauchraum der sich negativ auf den Beckenboden, die Gebärmutter und das noch schwache Gewebe auswirkt.

Folgende Symptome können auftreten:

  • es ist immer noch ein „Bauch“ vorhanden auch nach 1-20 Jahren!
  • Schmerzen im Schambein, ISG oder im Lendenwirbelbereich
  • schlechte aufrechte Körperhaltung
  • Instabilitäten im Becken
  • Beckenbodenschwäche mit Inkontinenz
  • Nabelbruch
  • Obstipation/ Flatulenzen

Zeichen einer Rectusdiastase:

  • 3 und mehr Querfinger-Spalt zwischen den graden Bauchmuskeln
  • ein vorgewölbter Bauch (man sieht immer noch schwanger aus)
  • ein breiter, nach außen gestülpter Bauchnabel
  • eine Ausdellung des Bauches Richtung Decke bei Bauch-Crunches

Leider gehen viele Frauen dieses Problem erst Monate nach der Geburt an, wenn sich durch regelmäßiges unphysiologisches schweres Heben und Tragen des Babys meist schon die bestehende Rectusdiastase manifestiert hat und Beschwerden aufgetreten sind.

In einem guten Rückbildungskurs sollten Sie folgendes lernen:

  • wieder in eine aufrechte, physiologische Körperhaltung zurückzukehren
  • das „Schwangerschafts-Holhlkreuz“ zu verlassen, das Becken wieder aufzurichten und dies im  Alltag auch zu halten!
  • Spannung in die inaktiven unteren Bauchmuskelansätze zu bringen
  • Sie sollten beigebracht bekommen, wie Sie sich mit Spannung der unteren Bauchmuskeln, richtig im Alltag bewegen, sich Bücken, Heben und Tragen und Ihr Toilettenverhalten überprüfen (nicht pressen etc.)
  • Ihre 3 Beckenbodenschichten zusammen mit der Atmung anzuspannen und zu entspannen
  • eine tiefe bis in den unteren Bauch reichende Atmung

Haben Sie gelernt die unteren geraden Bauchmuskeln zu aktivieren und dies mit der Atmung zu koppeln, können Sie die graden Bauchmuskeln trainieren. Wölbt sich bei den Übungen jedoch ihr Bauch nach außen, ist dies kontraproduktiv und kann zu Nabelbrüchen/ Hernien führen.

Leider hält sich immer noch hartnäckig die Meinung, dass das Trainieren der schrägen Bauchmuskeln zur Schließung des Spaltes zwischen den geraden Bauchmuskeln führt.

Dem ist nicht so !!!

Die Anatomische Verbindung zwischen den geraden Bauchmuskeln, den tiefen Rückenmuskeln, den 3 Beckenbodenschichten und dem Taillienformer M.transversus abdominis müssen berücksichtigt werden. Durch ein spezielles Training kann man eine Schließung der Rectusdiastase erreichen, die Linea Alba kräftigen und bestehende sekundäre Beschwerden bessern.
Auch nach einer Hernien-OP sollte man das Rectusdiastasetraining weiterführen, um ein Rezidiv zu vermeiden, denn trotz OP sind die geraden Bauchmuskeln ja immer noch inaktiv, verlängert und die Linea Alba ausgedünnt.

In Kombination mit Osteopathie, Haltungskorrektur, gezieltem Rectusdiastasetraining und Beckenbodentraining helfe ich Ihnen gerne Ihre Beschwerden zu verbessern.

Ich habe als Physiotherapeutn auf der Gynäkologie im Uniklinikum Göttingen gearbeitet, verschiedene Ausbildungen im Bereich Beckenbodentherapie, Rectusdiastasetraining und Geburtsrückbildung absolviert.

Die meiste Erfahrung habe ich jedoch an mir selber gesammelt. Nach meiner ersten Schwangerschaft und Geburt (riesiger Bauch, schweres Kind ca. 5 Kg/ 60 cm, Einleitung, Geburtsstillstand, Sectio, Wundheilungsstörungen und Sepsis) hatte ich selber mit einer persistierenden Rectusdiastase und anhaltenden Rückenschmerzen zu kämpfen.

Durch osteopathische Behandlungen bei Kolleginnen und das Hellerkonzept, welches ich an mir selbst anwandte, konnte ich mich jedoch sehr gut selbst therapieren.

Gerade in der Schwangerschaft leiden Schwangere oft unter Ischialgien, schmerzhaften Beckenringlockerungen oder Ödemen.
Eine adäquate therapeutische Behandlung des ganzen Körpers sowie der Faszien kann oft helfen Schmerzen zu lindern und eine bessere Stabilität des Beckens in der Schwangerschaft zu erreichen.

In den letzten Jahren habe ich mich auf die Behandlung von persistierenden Rectusdiastasen spezialisiert.
Durch meine erste Geburt habe ich diese Problematik selber erlebt.
Ich wunderte mich nach der Schwangerschaft trotz Training über wiederkehrende Rückenschmerzen, ein Instabilitätgefühl im Beckenbereich und über den Bauch der nicht gehen wollte – obwohl ich täglich trainierte.
Erst ein gezieltes Rectusdiastasetraining in Kombination mit osteopathischen Behandlungen half mir die Rectusdiastase zu schließen.

Seit 2019 bin ich auf der Seite: rectusdiastase.info als Therapeutin gelistet.
Im November 2020 werde ich bei der evangelischen Familienbildungstätte in Pinneberg einen Eintägigen Kurs zum Thema Rectusdiastase anbieten.

Während meiner physiotheraputischen Arbeit im Uniklinikum Göttingen habe ich auf der Gynäkologie geburtsvorbereitende- und geburtsrückbildende Kurse gegeben, auf der Wochenbettstation gearbeitet sowie Patienten/Patientinnen mit Inkontinenzproblemen auf dem Gallileo behandelt. Ich habe Patienten nach Prostataoperationen betreut sowie Male-to-female Patienten behandelt.

Übrigens: 

Jeder Mensch der viel abdominale Masse am Bauch besitzt hat meist eine Rectusdiastase. D.h. auch Männer leiden häufig – mit zunehmendem Alter – an einer Rectusdiastase. Bei Ihnen führt dies zusammen mit dem hohen abdominalen Druck manchmal zu Nabelbrüchen / Hernien.